Kinder haben eine besondere Art, der Welt zu begegnen. Sie beobachten genau, stellen Fragen, sammeln Dinge, die Erwachsene oft übersehen. Ein Blatt, ein Stein, eine Blüte können für sie ganze Geschichten erzählen. Genau in dieser Haltung liegt eine große Stärke – und genau hier beginnt die Arbeit mit Kräutern.
Kräuter sind unscheinbar und zugleich kraftvoll. Sie wachsen am Wegesrand, auf der Wiese, im Garten oder zwischen Pflastersteinen. Sie brauchen keine Bühne. Und genau das macht sie zu wunderbaren Begleitern für Kinder.

Natur als Erfahrungsraum – nicht als Lernstoff
Wenn Kinder Kräuter entdecken, geht es nicht um Wissen im klassischen Sinn. Es geht nicht darum, Namen auswendig zu lernen oder Wirkstoffe zu erklären. Es geht um Beziehung. Um das Erleben mit allen Sinnen: riechen, fühlen, anschauen, sammeln, trocknen, verarbeiten.
Diese Form der Begegnung ist niedrigschwellig. Sie braucht kein Vorwissen, kein Materialpaket, keine Vorbereitung. Sie beginnt dort, wo Kinder ohnehin sind: draußen, neugierig, im Tun.
Der pädagogische Mehrwert liegt genau in dieser Einfachheit. Kinder erleben sich als wirksam. Sie spüren: Ich kann etwas entdecken. Ich kann etwas gestalten. Ich kann Verantwortung übernehmen und etwas bewahren. Diese Erfahrungen stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie fördern Achtsamkeit, Geduld und Selbstvertrauen – leise, nachhaltig und ohne Druck.

Paula – eine Brücke zwischen Fantasie und Wirklichkeit
Aus dieser Haltung heraus ist Paula, die kleine Kräuterhexe, entstanden. Nicht als Figur, die Kindern etwas „beibringt“, sondern als Begleiterin, die ihnen etwas zurückgibt: Zeit. Aufmerksamkeit. Vertrauen in den eigenen Blick. Paula drängt sich nicht vor – sie geht nebenher. Sie zeigt nicht auf Lösungen, sie zeigt auf das, was schon da ist.
Denn Natur ist nichts, das man „versteht“, bevor man es erleben darf. Natur beginnt dort, wo ein Kind innehält. Wo es plötzlich merkt: Dieses Blatt fühlt sich anders an als das andere. Wo es die Hand ausstreckt, nicht um zu nehmen, sondern um zu spüren. Paula ist genau für diese Momente da. Sie macht sie sichtbar. Sie gibt ihnen Sprache. Und sie schützt sie vor dem schnellen „Richtig“ und „Falsch“.
Paula als Begleiterin, nicht als Lehrfigur
Paula verbindet Fantasie mit Alltag, weil Kinder genau so denken: in Bildern, Geschichten und kleinen Bedeutungen. Wenn Paula mit einem Kräutlein spricht oder einem Tier zuhört, ist das kein Märchen-Trick – es ist eine Einladung, die Welt wieder als lebendig wahrzunehmen. Nicht alles muss erklärt werden, um wertvoll zu sein. Manches darf einfach bestaunt werden.
Kräuter sind bei Paula deshalb keine „Zauberzutaten“, sondern vertraute Pflanzen, die uns begleiten dürfen. Sie stehen am Wegesrand, wachsen in Ritzen, tauchen jedes Jahr wieder auf – still und selbstverständlich. Und genau darin liegt ihre Botschaft: Stärke muss nicht laut sein. Sie wächst oft im Verborgenen. Sie zeigt sich, wenn wir hinschauen. Wenn wir uns trauen, langsam zu werden.
Wer Paula begegnet, begegnet einer Haltung:
Dass Lernen nicht immer ein Ziel braucht, sondern manchmal einen Weg,
dass Kinder nicht zuerst Leistung zeigen müssen, bevor sie dazugehören.
Und dass Erleben ein Wissen ist – und zwar ein sehr tiefes.
Und vielleicht ist das das Entscheidende: Paula macht neugierig auf das Tun. Nicht auf das „Ergebnis“. Sie lädt ein, selbst herauszufinden, was passiert, wenn man sammelt, trocknet, mischt, gestaltet. Wenn man anfängt, Dinge zu bewahren, statt sie zu übersehen. Wenn man plötzlich merkt: Ich kann das. Ich sehe das. Ich spüre das.
Wer sich darauf einlässt, fragt irgendwann automatisch:
Wie kann ich solche Momente öfter in unseren Alltag holen?
Wie gelingt das ohne großen Aufwand?
Und wo fange ich an?

Pädagogischer Mehrwert – leise und nachhaltig
Der pädagogische Mehrwert liegt nicht in schnellen Effekten, sondern in der Tiefe der Erfahrung, die Kinder im gemeinsamen Tun mit Kräutern machen. Kinder erleben sich als wirksam. Sie spüren: Ich kann etwas entdecken. Ich kann etwas gestalten. Ich kann Verantwortung übernehmen und etwas bewahren.
Diese Erfahrungen stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie fördern Geduld, Achtsamkeit und Selbstvertrauen – nicht durch Vorgaben, sondern durch eigenes Erleben. Kinder lernen, dass sie Teil eines größeren Zusammenhangs sind und dass ihr Handeln Bedeutung hat.
Gerade weil diese Erfahrungen ohne Druck, ohne Bewertung und ohne Leistungsanforderung stattfinden, wirken sie nachhaltig. Sie schaffen innere Sicherheit. Und sie eröffnen Räume, in denen Kinder wachsen dürfen – in ihrem eigenen Tempo.
Paulas Welt weiterdenken – vom Staunen ins Tun
Paulas Welt endet nicht bei der Geschichte. Sie ist als Einladung gedacht, das Erleben in den Alltag mitzunehmen. In kleine Momente sowie gemeinsame Zeit. In das eigene Tun.
Aus dem Buch „Paula, die kleine Kräuterhexe“ ist deshalb nach und nach eine wachsende Welt entstanden: mit einfachen Impulsen, die Kinder und Erwachsene gemeinsam umsetzen können. Ohne Vorbereitung sowie ohne Vorkenntnisse. Und auch ohne Hürden.
Auf Paulas Webseite finden sich niedrigschwellige Materialien, die genau dafür gedacht sind: kleine Bastelideen, Herbarien, Rezepte, Ausmalbilder und Naturaufgaben. Sie greifen das auf, was im Buch angelegt ist, und führen es weiter – offen, kostenfrei und ohne Verpflichtung. Man kann hineinschnuppern, ausprobieren, liegen lassen, zurückkehren. Alles darf, nichts muss.
Das Buch bietet dabei den roten Faden, die Tiefe und den erzählerischen Raum. Die Materialien öffnen Türen für den Alltag. Gemeinsam laden sie dazu ein, Natur nicht nur zu betrachten, sondern in Beziehung zu treten – achtsam, kreativ und im eigenen Tempo.
So entsteht etwas, das über Wissen hinausgeht: eine Haltung. Und vielleicht der Mut, einfach anzufangen.
Wer Paulas Welt weiter erkunden möchte, findet hier die passenden Anknüpfungspunkte:
KiWaBu – Kinder stärken durch Geschichten und Erleben
Als Verlag steht KiWaBu für die Überzeugung, dass Kinder gestärkt werden, wenn sie ernst genommen werden. Wenn sie erzählen oder fühlen dürfen. Und wenn sie gestalten dürfen.
Projekte wie Paula entstehen nicht aus einem Marktgedanken, sondern aus einer pädagogischen Haltung heraus. Sie wollen Kinder begleiten, nicht formen. Sie wollen Räume öffnen, nicht füllen. Und sie wollen zeigen, dass Resilienz nicht laut ist, sondern oft im Kleinen wächst.
Kräuter lehren Kinder genau das: Geduld. Achtsamkeit. Verantwortung. Und die Erkenntnis, dass auch scheinbar kleine Dinge eine große Wirkung haben können.
Bildnachweis: Illustrationen von Martina Wagner
